Letzter offizieller Programmpunkt des Workshops: Experiment am Menschen

von Dörte Rahming (Kommentare: 0)

Testperson Kathi mit Leiter des Experiments, Michael Dähne
vom Deutschen Meeresmuseum Stralsund

Wie gut können Journalisten eigentlich hören?
Interessante Frage...

Kathi wurde als Testperson vorgeschickt - es ging um das Hörvermögen auf verschiedenen Frequenzen. Na ja, genau genommen hatte sie beim Abendbrot zu dicht an Versuchsleiter Michael Dähne gesessen und genügend laut verkündet, sie könne gut hören und würde sich gern für den Test zur Verfügung stellen. Aus dieser Zusage wollten wir sie später nicht mehr entlassen, auch wenn die junge Kollegin bald von Zweifeln gepackt wurde, ob sie wirklich so gut hören könne und was denn wohl passieren würde, wenn sich herausstellte, dass sie doch gar nicht…

Egal, nun hatte Michael sie mitten im Saal unter dicken Kopfhörern platziert. Nach und nach sollte sie verschiedenen Tönen ausgesetzt werden. Wir sahen sie nur von hinten, aber ihre Körpersprache verriet Anspannung: Mit hochgezogenen Schultern lehnte sie sich möglichst weit weg von dem Gerät mit den vielen Knöpfen. Wir anderen sollten die gleichen Töne zu hören bekommen – allerdings in sicherer Entfernung vom Versuchsaufbau. Doch dann entpuppte sich das Experiment – auch für die Probandin – als eher ungefährlich. Michael ließ sie Geräusche unterschiedlicher Tonhöhen nacheinander hören, und Kathi sollte sagen, ob sie sie tatsächlich wahrgenommen hatte. Sie nickte oder schüttelte den Kopf und ließ auch langsam die Schultern wieder sinken. Michael markierte Pünktchen auf dem laminierten Diagramm – so entstand Kathis individuelle Hörkurve. Wenngleich sie zugab, dass man vielleicht manchmal etwas zu hören meint, nur weil man weiß, dass jetzt gleich ein Ton kommt…

Für uns Zuschauer war die Aufgabe viel schwieriger zu bewältigen, weil wir Nebengeräusche wie den Lüfter des Beamers, Kristins Computertastatur, Vogelgezwitscher von draußen und unser eigenes undiszipliniertes Kichern nicht ausblenden konnten. Überhaupt schienen die Anwesenden unter 30 manchmal Töne zu hören, von denen manche über 40 nicht sicher waren, ob sie überhaupt eingespielt worden waren: „Hörst du das noch?“ – „Was? Hat´s schon angefangen?“.

Am Ende kam für Kathi dennoch eine brauchbare Kurve heraus – und siehe da:  Sie hört so ausgezeichnet, wie man es von den 22-jährigen Ohren unseres Gruppen-Kükens erwarten durfte. Zwischen ihr und dem ergrauten Holger zeigte sich ein Unterschied von 35 dB – oder 35 Jahren? - „wenn´s reicht“, kommentierte der Kollege.

Aber nicht nur das Alter spielt beim Hören eine Rolle, lernten wir. Jeder Mensch hört unterschiedlich – je nach Individuum, Alter und Geschlecht. Frauen haben schärfere Ohren – vermutlich, weil sie zu Höhlen-Zeiten schon frühzeitig reagieren mussten, falls jemand oder etwas sich der Familie näherte. Wohingegen die Männer dafür mehr Körperkraft brauchten, um Mammuts, Säbelzahntiger und ähnliches Getier ans heimische Feuer zu schleppen. Aber das nachzuweisen, wäre ein anderes Experiment am Menschen.

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