Poesie der Geologensprache

von RADO-Team (Kommentare: 0)

Usedom-Exkusion mit Klaus Schwarzer zu Küstendynamik und Küstenschutz - das ist nicht nur ein hochinteressantes Informationserlebnis, sondern auch ein Fest für alle, die Worte lieben, die wunderbar im Mund liegen.

Hier ein paar Beispiele:

Wanderfeinsand
(Feinsand hat Korngrößen von 0,063 – 0,2 Millimeter; das Wandern bezieht sich auf dynamische Ablagerungsprozesse an Land und zu Wasser. Mehr zu Korngrößen unter http://bit.ly/2u7eUg1)

Geschiebemergeldiapir
(erzeugt pure Glücksgefühle bei Geologen.
Diapir: https://de.wikipedia.org/wiki/Diapir
Geschiebemergel: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschiebemergel)

Tombolo
(macht aus Inseln Halbinseln; mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Tombolo)

Meeressandebene
(früher - vor mehreren Millennia - im Meer entstanden, heute an Land, platt und überflutungsgefährdet. Denn ihr Ursprung liegt in Meeresspiegelschwankungen, die uns Klimawandel-bedingt ja wieder ins Haus stehen.)

Postglaziale Transgression
(Nach Ende der Eiszeit rückt das Meer rückt dem Land auf den Leib. Kann verschiedene Ursachen haben; mehr zu Transgression unter http://bit.ly/2fdTtD5)

Totes Kliff
(etwas langweilig für Geologen, denn sie verändern sich praktisch nicht mehr - im Gegensatz zu lebenden Kliffen, denen man im Hier und Jetzt bei der Erosion durch Wind, Wellen und Niederschläge zuschauen kann, da sie pro Jahr mehrere Dezimeter zurückweichen. Mehr zu Kliffküsten unter http://bit.ly/2u4eD9y)

Kliffranddünen
(auch ein Geologenleckerbissen und ab einer bestimmten Höhe auch ein seltenes und daher gesetzlich geschütztes Geotop. Sie entstehen, wenn durch auflandige Winde die Sande aus Steilufern auf den Kliffrand geweht und mit ständig wechselnder Oberflächenform dort abgelagert werden.)

Einreihig geschlagene halbdurchlässige Holzpfahlbuhne
(kämmen Sand aus Meeresströmungen, damit Strand daraus wird; mehr zu Buhnen unter https://de.wikipedia.org/wiki/Buhne)

Wellenbrecher
(interessant, dass man etwas aus Wasser brechen kann wie einen Knochen. Wellenbrecher dienen dem Küstenschutz, indem sie die Energie der Wellen durch Dissipation umwandeln. Nein, Buhnen sind keine Wellenbrecher.)

Beckenablagerungen
(hat nichts mit dem Becken des Menschen zu tun - es handelt sich also nicht um Nierensteine. Vielmehr sind es geologische Schichten aus schluffigem oder feinsandigem Ton, der sich über lange Zeiten hinweg in einem eiszeitlichen See abgesetzt hat.)

Verschleißteil
(Auch das hat nichts mit dem menschlichen Körper zu tun, wenn er älter wird sondern mit Küstenvollschutzdünen. Sie müssen so dimensioniert sein, dass sie auch bei schwersten Sturmfluten nicht vollständig abgetragen werden können. Sie bestehen daher aus einem Verschleißteil, einem Reserveteil und einem Sicherheitsteil.)

Text & Fotos: Kristin Beck

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