Frisches Plankton und altes Haisperma
von Katja Maria Engel (Kommentare: 0)
Wir haben Plankton eingefangen, schlammige schwarze Meeresbodensedimente organoleptisch angesprochen (Fachsprache der Bodenkundler, wenn sie eine Probe anfassen, riechen und in den Mund nehmen!) und einen zukünftigen Käpt’n nach seinem Aussehen befragt. Eine frische milde Brise wehte auf dem Forschungsschiff, das nach Elisabeth Mann Borgese benannt ist, umtriebige Forscherin, Ökologin, Journalistin und eben einzige Frau bei der Gründung des Club of Rome 1970. Umtriebig auch unser Fahrtleiter Michael Naumann, der mit Mäusefallen Salzwasser-Einströmungen jagt, auf dem Grund der Ostsee ganze Auenlandschaften und Piratenschiffe sieht und sogar eine Schlauchdiva im Griff hat. Als leitender Wissenschaftler auf dem Schiff, den wir mit Fragen löchern konnten, ist er ein einziges lebendiges Plädoyer für Meeresforschung.
Titanic Feeling auf dem Vordeck, als das Schiff aus dem Hafen in Sassnitz startete, begleitete uns sofort. Das Vordeck, „da iss sonst nie jemand“, so der 2. Offizier auf der Brücke, haben wir Wissenschaft suchenden Journalisten als erstes belagert. Und „Naja man muss natürlich gut aussehen“ beginnt er seine Aufzählung der Voraussetzungen um Kapitän zu werden. Dabei schielt er auf eine spitze Antwort seines Kollegen auf der Brücke, aber der Seebär ließ ihn gewähren.
Wale haben wir keine auf unserer Seereise gesehen. Dafür alle Varianten von Walskeletten, Walfotos, lebensgroßen Walen aus Pappmachè im Ozeaneum in Stralsund. Und eben diese eine Vitrine mit 18 Litern Haisperma, wo doch Wale noch mehr hinbekommen. Und schon wieder ein Meeresbegeisterter, der Direktor Dr. Benke führt uns durch das nächtliche Museum. Wir staunen als er uns an einem Fischbecken zeigt, „wir haben drei weibliche graue Fische gekauft und dann war da plötzlich ein blauer männlicher Kollege im Becken.“ Hatte doch einer der Dreien sein Geschlecht geändert. Vielfalt ist halt auch unter Fischen beliebt.
Ich wurde fast schwach und dachte, Meeresbiologin als Beruf ist auch nicht schlecht.
Frisch aus der Ostsee vor Rügen: Unser Fang aus dem Planktonnetz der IOW-Wissenschaftler. Bei Forschungsfahrten werden diese Proben an Bord konserviert, damit man sie an Land unterm Mikroskop in Ruhe auszählen kann.
Ozeaneum-Chef Benke hat uns versichert, dass das in den Gläsern natürlich kein echtes altes Hai-Sperma ist, sondern eine Schauflüssigkeit. Aber so sieht es wohl in der Tat aus - und die Menge ist beeindruckend.